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Farbe der Forschung 2024

Komplexität wagen - Vielfalt kultivieren

Das Postulat, Monokulturen seien ertragreicher, weicht heute neuen Erkenntnissen aus Wissenschaft und der Praxis. Mischkulturen, große Vielfalt und Aufbau von gesunden Böden können eine erhebliche Steigerung des Ertrages und der Widerstandsfähigkeit in landwirtschaftlichen Kulturen ergeben. Sie sind am besten geeignet, die großen Herausforderungen im Umgang mit dem Klimawandel zu bewältigen. Dabei spielen Bodenmikrobiome, also die Mikroben-Gemeinschaften unter unseren Füßen, eine bedeutende Rolle. Wir brauchen auch Lebensmittel-Produktionssysteme, die lokal verortet und sozial vernetzt sind.

Komplexität wagen – Vielfalt kultivieren
Monokulturen sind eine riesige Landverschwendung

Vielfalt, Mischkulturen aus aller Welt und ihre Erfolgsgeschichten

Am Kongress berichten Bäuer*innen, Forscher*nnen und Expert*innen von ihren Erfahrungen zu Misch- und Vielfaltskulturen. Im indischen Teilstaat Andhra Pradesh zum Beispiel spielt sich grade Unglaubliches ab – es ist die weltweit größte Umstellung auf Vielfalt und Biolandwirtschaft. In China haben große Streifen-Mischkulturen eine lange Tradition (zum Beispiel Frühlingsweizen zusammen mit Soja und Birnbäumen). In Europa untersuchen Forscher*nnen verschiedenste Mischkulturen (zum Beispiel Gerste und Weizen) und weitere Methoden, um die Vielfalt zu erhöhen (zum Beispiel Hecken, Blühstreifen, Untersaaten, kleine Felder) - ein bunter Blumenstrauß ganz unterschiedlicher Vielfaltskulturen erwartet Sie am Kongress.

Wissenschaftliche Grundlage zu Mischkulturen & Vielfalt

Warum aber sind Mischkulturen so ertragreich und resilient? Welche Rolle spielen die komplexen Gemeinschaften von Mikroben, Pilzen, Insekten, Pflanzen und Tieren? Das konnte bisher wissenschaftlich nur unzureichend beschrieben und erklärt werden. Doch es zeigt sich immer mehr: Eine Pflanze ist nur so gut, wie der Boden, in dem sie wächst. Auch unseren Tieren sind wir Vielfalt schuldig.

Das Leben neu denken

Die Pionierin Lynn Margulis, deren Vermächtnis am Kongress vorgestellt wird, schrieb: ‚Wir alle sind wandelnde Gemeinschaften von Mikroben‘ – Pflanzen, Tiere und wir Menschen. Und alle Lebewesen, auch kleinste Bakterien, kommunizieren und interagieren – ein unermessliches Netz von Beziehungen, das sich immer verändert, immer im Fluss ist. Es ist Leben, das voneinander abhängt, und es ist unmöglich, Konkurrenz und Kooperation dabei immer auseinanderzuhalten. Wenn wir Lebewesen so begreifen, eröffnen sich neue Perspektiven, auch für die Landwirtschaft. 

Digitale Agrarökologie?

Zum Schluss stellen wir uns die Frage: Welche Rolle können KI und digitale Techniken bei der Transformation der Landwirtschaft spielen? Können Handy-Apps, solarbetriebene Roboter und Drohnen Landwirt*Innen helfen, Vielfalt zu erhöhen und auf Veränderungen schnell zu reagieren? Droht dabei eine neue Dimension von Kontrolle und Manipulierbarkeit durch einige wenige Tech-Giganten, die riesige Datenmengen von Feldern, Pflanzen, Mikroben privatisieren und kontrollieren?

Eine Anmeldung ist nicht mehr möglich. Die Tagung fand vom 15. bis 16.03.2024 in Berlin statt.

Gastgeber*innen

Oliver Willing, Nikolai Fuchs,
Florianne Koechlin & Benedikt Haerlin